Open Space Office: Moderne Büroform mit maximaler Flexibilität

Open Space Office: Viel Raum für Kreativität – mit Struktur
Inhaltsverzeichnis

Offene Flächen, flexible Arbeitszonen, keine festen Plätze: Das Open Space Office steht sinnbildlich für das Arbeiten im 21. Jahrhundert. Als Weiterentwicklung des klassischen Großraumbüros verbindet es Raumvielfalt mit der Idee des Activity-Based Working – Mitarbeitende wählen ihren Arbeitsplatz je nach Tätigkeit und Bedarf.

Ob an der Projektinsel, im Ruhebereich oder in der Phone Booth – in einem gut konzipierten Open Space sollen sich alle Arbeitstypen wiederfinden. Der Anspruch: mehr Kommunikation, mehr Kreativität, mehr Selbstbestimmung. Doch was in der Theorie nach maximaler Freiheit klingt, stellt Unternehmen in der Praxis vor neue Herausforderungen: Datenschutz, Raumklima, Akustik und Ergonomie müssen völlig neu gedacht und konsequent umgesetzt werden.

📌 In diesem Artikel schauen wir uns an, was ein Open Space Office ausmacht, für wen es sich eignet – und worauf bei Planung, Einrichtung und Betrieb unbedingt zu achten ist. Die rechtlichen Grundlagen sind ebenso Thema wie ergonomische Standards und Datenschutzfragen.
Den kompletten Überblick aller Büroformen gibt es: Büroformen im Vergleich: Welcher Bürotyp passt zu deinem Unternehmen?

Vorteile und Nachteile im Überblick

Das Open Space Office bietet viele Chancen – aber auch klare Grenzen. Hier ein kompakter Überblick über die typischen Stärken und Schwächen dieser Büroform:

✅ Vorteile des Open Space Office

  • Förderung von Kommunikation & Austausch:
    Die offene Struktur ermöglicht spontane Gespräche, fördert Teamarbeit und baut Hierarchien ab.
  • Flexible Nutzung & Raumvielfalt:
    Durch verschiedene Zonen (z. B. Kreativbereiche, Fokuszonen) lässt sich der Arbeitsplatz an die Aufgabe anpassen – das steigert Produktivität.
  • Gute Flächeneffizienz bei Desk-Sharing:
    Nicht jeder braucht einen festen Platz – das spart Raum und Kosten. Besonders effektiv bei hybriden Arbeitsmodellen mit Homeoffice-Anteilen.
  • Modernes Arbeitsumfeld:
    Attraktive Raumgestaltung, informelle Begegnungsflächen und ein dynamisches Umfeld steigern oft die Arbeitgeberattraktivität.
  • Agilität durch Veränderbarkeit:
    Möbel, Technik und Raumaufteilung sind oft modular – so kann die Arbeitsumgebung schnell an neue Anforderungen angepasst werden.

❌ Nachteile und Herausforderungen

  • Hoher Geräuschpegel:
    Gespräche, Telefonate und Meetings in offenen Bereichen führen schnell zu Lärm – das belastet Konzentration und Wohlbefinden.
  • Wenig Privatsphäre:
    Wer im offenen Raum arbeitet, ist ständig sichtbar – vertrauliche Gespräche oder fokussierte Arbeit sind erschwert.
  • Ergonomische Risiken bei wechselnden Plätzen:
    Ohne individuell eingestellten Arbeitsplatz steigt das Risiko für Fehlhaltungen – Standardisierung und Schulung sind Pflicht.
  • Datenschutzproblematisch:
    Offene Strukturen erhöhen das Risiko ungewollter Einblicke auf Bildschirme und Unterlagen – hier braucht es klare Regeln und Technik.
  • Planungsaufwand & Verhaltenskultur:
    Ohne durchdachte Zonierung, Spielregeln und Sensibilisierung droht Chaos. Open Space verlangt ein hohes Maß an Disziplin und Eigenverantwortung.

Für wen eignet sich das Open Space Office?

Das Open Space Office ist nicht für jede Organisation und jeden Mitarbeitertyp ideal – aber für bestimmte Arbeitsmodelle kann es ein echter Gewinn sein.

✅ Ideal für …

  • Kreativ- und Projektteams:
    Teams, die agil arbeiten, viel abstimmen und voneinander profitieren, finden im Open Space optimale Bedingungen – vor allem, wenn es ausreichend Rückzugsorte gibt.
  • Unternehmen mit hybriden Arbeitsmodellen:
    Wenn viele Mitarbeitende im Wechsel im Büro und im Homeoffice arbeiten, kann ein offenes Konzept mit Desk-Sharing Ressourcen sparen und die Bürofläche effizient nutzen.
  • Start-ups & dynamische Organisationen:
    Junge Unternehmen oder wachsende Teams profitieren von der Flexibilität und Modularität – bei wechselnden Anforderungen kann die Umgebung schnell angepasst werden.
  • Firmen mit ausgeprägter Kommunikationskultur:
    Wer auf spontane Begegnungen, kreativen Austausch und flache Hierarchien setzt, kann mit einem Open Space Office die Unternehmenskultur stärken.

⚠️ Weniger geeignet für …

  • Arbeiten mit hohem Konzentrationsbedarf:
    Wer in Ruhe Texte schreibt, Daten analysiert oder vertrauliche Inhalte bearbeitet, braucht meist mehr Rückzugsmöglichkeiten als ein Open Space allein bietet.
  • Datensensible Bereiche (z. B. HR, Recht, IT-Security):
    Für Tätigkeiten mit sensiblen personenbezogenen Daten gelten hohe Datenschutzanforderungen – hier braucht es abgeschlossene Räume oder zusätzliche Schutzmaßnahmen.
  • Unternehmen ohne klare Verhaltensregeln:
    Ohne „Spielregeln“ für Rücksicht, Lautstärke oder Desk-Sharing kann ein Open Space schnell zur Dauerbelastung werden – das Konzept steht und fällt mit der Kultur.

Rechtliche Anforderungen im Open Space Office

So modern das Konzept auch ist – es bewegt sich rechtlich nicht im luftleeren Raum. Das Open Space Office unterliegt denselben Vorschriften wie klassische Büroformen, mit einigen zusätzlichen Anforderungen aufgrund der offenen, dynamischen Nutzung.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Themenfelder:

📏 1. Flächenbedarf & Raumaufteilung (ASR A1.2)

  • Grundregel: Pro Arbeitsplatz müssen mindestens 8 m² zur Verfügung stehen – in Open Space-Konzepten eher 12–15 m², um Bewegungsflächen und Zonierung zu ermöglichen.
  • Wichtig bei Desk-Sharing: Auch wenn nicht alle gleichzeitig da sind, muss die maximale Belegung klar definiert sein – sonst droht Überfüllung.
  • Zonenregel: Jeder Bereich, in dem länger gearbeitet wird (auch Lounges oder Fokusnischen), gilt als Arbeitsplatz und muss voll ArbStättV-konform sein.

💡 2. Tageslicht & Beleuchtung (ASR A3.4)

  • Anforderung: Arbeitsplätze müssen über Tageslicht und eine Sichtverbindung nach außen verfügen – auch bei wechselnden Arbeitsplätzen.
  • Risiko: Flexible Nutzung kann dazu führen, dass Mitarbeitende in schlecht belichteten Zonen arbeiten – hier sind klare Raumzonen und Beleuchtungskonzepte nötig.

🌬️ 3. Raumklima & Lüftung (ASR A3.6 / A3.5)

  • Frischluftversorgung: Muss für Spitzenbelegung ausgelegt sein – CO₂-Werte dürfen nicht über 1.000 ppm steigen.
  • Technische Anlagen: Oft notwendig für Telefonboxen, Fokuszonen oder innenliegende Bereiche ohne Fenster.
  • Thermische Behaglichkeit: Temperaturunterschiede zwischen Fenster und Innenraum ausgleichen – z. B. durch Zonensteuerung oder organisatorische Maßnahmen (z. B. Homeoffice bei Hitze).

🔊 4. Akustik & Lärmschutz (ASR A3.7 / DIN 4109)

  • Grenzwert: Für geistige Tätigkeiten gilt ein Richtwert von ≤ 55 dB(A).
  • Maßnahmen: Schallschluckende Oberflächen (Teppich, Deckensegel), Zonierung in laute/leise Bereiche, ggf. White-Noise-Systeme.
  • Verantwortung: Arbeitgeber muss Lärmsituation regelmäßig bewerten und bei Bedarf nachrüsten – das ist gesetzlich verpflichtend.

🪑 5. Ergonomie & Bildschirmarbeit (ASR A6)

  • Mobiles Arbeiten im Raum: Muss trotzdem ergonomischen Mindeststandards entsprechen – höhenverstellbare Tische, passende Stühle, Monitorarme etc.
  • Schulung & Standardisierung: Mitarbeitende müssen wissen, wie sie sich ihren Arbeitsplatz richtig einstellen.
  • Sonderzonen: Lounge-Bereiche oder Sofas nur für temporäre Arbeit geeignet – das sollte auch organisatorisch geregelt sein.

🔐 6. Datenschutz & Sichtschutz (DSGVO Art. 5 & 32)

  • Vertraulichkeit: Offene Räume bergen Sicht- und Mithör-Risiken – besonders bei personenbezogenen Daten.
  • Technische Maßnahmen: Blickschutzfilter, Auto-Sperre am PC, zentrale Drucker mit PIN-Abholung.
  • Organisatorische Maßnahmen: Clean-Desk-Policy, Schulung der Beschäftigten, gekennzeichnete Rückzugszonen für sensible Tätigkeiten.

🧯 7. Brandschutz & Fluchtwege (ASR A2.2 / A2.3)

  • Fluchtwege müssen immer frei sein – trotz mobiler Möbel oder wechselnder Raumnutzung.
  • Zwei Ausgänge ab 400 m² oder mehr als 20 Personen im Raum sind meist Pflicht.
  • Kennzeichnung & Löschmittel: Feuerlöscher, Notausgänge und Sammelpunkte klar sichtbar und erreichbar – besonders bei offenen Etagenflächen wichtig.

Psychische Belastung & Arbeitsschutz im Open Space

So innovativ das Konzept auch ist – das Arbeiten in offenen Bürolandschaften kann emotional und mental herausfordernd sein. Und genau deshalb gilt: Der moderne Arbeitsplatz muss nicht nur funktional, sondern auch gesundheitsgerecht gestaltet sein.

⚠️ Was kann belasten?

  • Fehlende Rückzugsräume: Dauerhafte Sichtbarkeit erzeugt bei Vielen Stress – der Eindruck, „ständig beobachtet“ zu werden, ist real.
  • Unvorhersehbarer Lärm: Plötzliches Stimmengewirr, spontane Gespräche in der Nähe – das kann Konzentration und Nerven strapazieren.
  • Unklarheit & soziale Dynamik: Wenn Arbeitsplätze täglich wechseln, entstehen Unsicherheiten: „Wer sitzt heute wo?“ – das stört gewohnte Routinen.
  • Mangelndes Zugehörigkeitsgefühl: Wer keinen „eigenen Platz“ mehr hat, fühlt sich im schlimmsten Fall weniger verbunden mit dem Unternehmen.
  • Reizüberflutung & Ablenkung: Viele Eindrücke auf engem Raum – visuell, auditiv, sozial – das kann überfordern, vorwiegend bei Dauerbelastung.

🛠️ Was sagt das Gesetz?

Nach § 5 ArbSchG (Arbeitsschutzgesetz) sind auch psychische Belastungen Teil der Gefährdungsbeurteilung – das gilt ausdrücklich für alle Büroformen. Im Open Space sind deshalb z. B. folgende Maßnahmen Pflicht oder empfohlen:

  • Erfassung und Bewertung psychischer Belastungen (z. B. durch Mitarbeiterbefragungen)
  • Regelmäßige Feedback-Formate zur Raumwahrnehmung und Belastung
  • Maximale Belegungsquoten, um Überfüllung zu vermeiden
  • Rückzugszonen für Pausen, stilles Arbeiten oder Erholung
  • Organisatorische Maßnahmen wie klare „Laut-/Leise-Zonen“, Wechselmodelle (z. B. Homeoffice-Tage) oder „Quiet Hours“

💬 Empfehlung aus der Praxis

Der Schlüssel zum gesunden Open Space ist eine klare Struktur mit flexiblen Regeln, die auf Vertrauen und Eigenverantwortung basieren – und auf aktiver Kommunikation. Was früher die „Tür schließen“ war, ist heute ein gemeinsames Verständnis von Rücksicht und Respekt.

Für wen lohnt sich das Open Space Office wirklich?

Das Open Space Office steht für ein modernes, zonenbasiertes Bürokonzept mit hoher Flexibilität – und stellt gleichzeitig erhöhte Anforderungen an Planung, Technik und Arbeitskultur. Richtig umgesetzt, kann es produktives Arbeiten in wechselnden Settings ermöglichen. Voraussetzung ist jedoch: klare Strukturen, eindeutige Regeln und ein gutes Zusammenspiel von Raum und Organisation.

👍 Besonders geeignet für …

  • Agile Teams mit hohem Kommunikationsbedarf
  • Unternehmen mit Desk-Sharing-Strategien und variabler Präsenz im Büro
  • Arbeitsbereiche, in denen Kreativität, Austausch und informelle Begegnungen gefördert werden sollen

⚠️ Nur bedingt geeignet für …

  • Tätigkeiten mit hoher Vertraulichkeit oder hoher Konzentrationsanforderung
  • Bereiche mit starkem Datenschutzbezug (z. B. Personal, Recht, Finanzen)
  • Organisationen ohne klare Raumregeln oder unzureichender technischer Infrastruktur

🧩 Erfolgsfaktoren:

  • Zonenlogik mit klaren Regeln (z. B. Fokus-, Kommunikations-, Sozialbereiche)
  • Gutes Akustik- und Klimamanagement für wechselnde Nutzungssituationen
  • Ergonomisch gleichwertige Arbeitsplätze – auch in temporär genutzten Bereichen
  • Datenschutzmaßnahmen, die der offenen Struktur gerecht werden (Privacy-Bereiche, Clean-Desk-Policy, Sichtschutzlösungen)

Das Open Space Office ist kein „One-Size-Fits-All“-Modell. Es bietet enorme Chancen für moderne Zusammenarbeit – verlangt aber auch hohe Planungsdisziplin, technische Ausstattung und eine mitwachsende Unternehmenskultur. Für viele Organisationen ist es ein zukunftsfähiger Rahmen, solange rechtliche Anforderungen ernst genommen und individuelle Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden.

FAQ zum Open Space Office

Was ist ein Open Space Office?
Ein Open Space Office ist ein modernes Bürokonzept mit offenen, flexibel nutzbaren Arbeitszonen – ohne feste Schreibtische und mit Fokus auf Kommunikation, Zusammenarbeit und Agilität.

Welche Vorteile bietet ein Open Space Office?
Es fördert spontane Abstimmungen, reduziert Raumkosten durch Desk-Sharing, passt sich schnell neuen Anforderungen an und schafft ein innovatives Arbeitsumfeld.

Gibt es gesetzliche Vorgaben für Open Spaces?
Ja – u. a. gelten die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und Technische Regeln (ASR) für Fläche, Licht, Lärm, Ergonomie, Brandschutz und Datenschutz.

Ist ein Open Space Office für jedes Unternehmen geeignet?
Nicht unbedingt. Es eignet sich besonders für dynamische, kommunikative Teams mit hybriden Arbeitsmodellen – weniger für datensensible oder konzentrierte Einzelarbeit.

Wie lässt sich der Datenschutz im Open Space sicherstellen?
Durch Sichtschutzfilter, Clean-Desk-Policy, Rückzugsräume für sensible Gespräche und technische Maßnahmen wie Passwortschutz & PIN-Drucker.

Wo finde ich die Gesetzestexte zum Open Office?
Zu den rechtlichen Details:
• Büroflächen richtig berechnen (ASR A1.2)
• Schallschutz & Akustik im Büro (ASR A3.7, DIN 4109)
• Datenschutz im Büroalltag (DSGVO & Sichtschutz)
• Arbeitsschutz im Büro (ArbStättV & ArbSchG)

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